Chinesische Keramik und die Erfindung Porzellans

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Zusammensetzung

Keramische Gegenstände werden aus Ton geformt und in einem Ofen gebrannt, wodurch sie wasserdicht und widerstandsfähig werden.

Basismaterialien sind mineralhaltige Tonarten mit Kaolin, Quarz und Feldspat. Durch die Kristallstruktur dieser Mineralien wird der Ton weich, lässt sich leicht formen und ist beständig gegen Hitze.

Feldspate sind alumosilikatisch und enthalten Natrium, Kalium oder Kalzium. Das sind alles Fließmittel, die die Schmelztemperatur der Quarze senken, welche den Gegenstand verhärten.

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Der Dekor

Der Dekor kann direkt auf dem Rohling oder nach dem Verglasen hergestellt werden, der durch Brennen bei hoher Temperatur erhalten wird. Keramik, Tonwaren, Sandstein oder Porzellan haben ihre eigenen Techniken, die sie voneinander unterscheiden.

Bis zum 18. Jahrhundert gab es nur eine begrenzte Farbpalette, denn es gab nur wenige, bekannte Metalloxide: Kobalt für Blau, Kupfer für Grün und Rot, Mangan für Gelb, Eisen für Braun-, Gelb- und Rottöne.

Ab dem 19. Jahrhundert konnte man aus Farben, die mit Chrom vermischt wurden, mehrere Schattierungen von Rot oder Blau erhalten.

Eine Glasur (gefärbter flüssiger Ton) kann ein oder mehrere Oxide ersetzen, um den Rohling ganz oder nur teilweise zu bedecken oder zu dekorieren.

Das Brennen

Der Behälter wurde auf einem Drehrad geformt, falls er rund werden sollte. Die Gegenstände wurden in einen kalten Ofen gestellt und von der Raumtemperatur auf eine hohe Temperatur und wieder zurück gebracht. Dadurch bindeten sich die Quarzpartikel, die Poren das Gefäßes wurden verringert und die Form geglättet. Somit wird das Rohmaterial unwiederbringlich in ein anderes Material wie Keramik, Tonware, Steinzeug oder Porzellan umgewandelt.

Gewöhnliche Ton- und Sandsteingegenstände wurden nur einmal gebrannt.

Heissgebrannte Keramik, verglaste Tonwaren und Porzellan wurden zweimal gebrannt. Beim ersten Brennen wurde der Ton entwässert, danach erfolgte das grosse Brennen nachdem die Verzierungen oder die Glasur gelegt wurde.

Das verzierte Porzellan und die kalt gebrannten Tonwaren mussten mehrmals gebrannt werden um die Verzierungen und den Dekor zu fixieren.

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Keramikbrennöfe

Die wichtigsten Brennöfen waren die Longyao- und die Mantouyao-Brennöfen.

Der erste Brennofentyp, auch Drachen- oder Tunnel-Brennofen genannt, dessen Namen sich von seiner sich hangaufwärts erstreckenden Form herleitete, die dem Schwanz eines Drachen ähnlich war, wurde in der Shang-Zeit in der Shejiang-Provinz verwendet. Die Länge dieser Brennöfen konnte bis zu 80 m überschreiten. Diese wurden mit Kohle beheizt und erreichten eine Temperatur von 1200 °C.

Der zweite Brennofentyp, auch Dampfbrötchen-Ofen genannt, wurde zur gleichen Zeit in den zentralen Ebenen von China, etwas später auch im Norden, verwendet. Mit Kohle beheizt, konnten sie in reduzierender Atmosphäre 1.300 ° C erreichen. Im Gegensatz zu Longyao-Öfen war ihre Kapazität ziemlich begrenzt.

Geschichte

Obwohl die archaische chinesische Keramik aus der neolithischen Ära stammt, datierten die ersten Proto-Porzellan-Teile gegen 1000 Jahre vor Christus.

Einige Fachleute vertreten die Ansicht, das erste „echte” chinesische Porzellan sei in der Provinz des heutigen Zhejiang, 200 v. Chr., hergestellt worden.

Die Herstellungsmethode wurde lange Zeit, bis ins 18. Jahrhundert, geheim gehalten. Der Jesuitenmissionar Père François Xavier d’Entrecolles schilderte 1712 in seinem Brief detailliert die bei der Porzellanherstellung verwendeten Materialien und Verfahren: wie der Porzellanstein zerkleinert, verfeinert und in kleine weiße Backsteine, "Baidunzi" genannt, geformt wurde, bevor er in verschiedenen Temperaturstufen gebrannt wurde.

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Einige Herstellungsbeispiele

Handwerker konkurrierten mit Einfallsreichtum und hörten nie auf zu innovieren. Es entstand eine außergewöhnliche Produktion, die weltweit bewundert wurde. Desweiteren gab es viele wichtige Herstellungsstandorte, die der nationale Stolz Chinas waren. Die Geschichte der chinesischen Keramik kann hier nicht umfassend behandelt werden, jedoch folgen hier einige Zeilen um die Porzellanherstellung unter den Tang- und Song-Dynastien zu veranschaulichen.

Die "Sancai"

Sancai bedeutet wortwörtlich dreifarbig, doch die Glasuren dieses Porzellans konnten auch mehrere Farben beinhalten.

Kein Verstorbener sollte seine Reise ins Jenseits ohne angemessene Ausstattung antreten. Die emaillierten Gegenstände waren oft Grabfiguren, die Gräber schmückten. Sie waren ein Ersatz für diejenigen, die zu Lebzeiten den Verstorbenen begleiteten und stellten Kamele, Pferde, aber auch Diener, Tänzer oder Alltagsgegenstände dar.

In der nordchinesischen Provinz des heutigen Henan fertigten die Tang heißgebranntes Transparentporzellan. Körper und Köpfe wurden in mehreren Teilen geformt um nachträglich zusammengefügt zu werden.

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Das Jian Porzellan

Das aus der Präfektur Jianyang der Provinz Fujian stammende sogenannte Jian-Schwarzporzellan wurde vor allem für Teeservices verwendet und erreichte den Höhepunkt seiner Verbreitung während der Song-Dynastie. Die Glasur wurde aus ähnlicher Tonerde wie das Werkstück selbst hergestellt, aber mit Holzkohle vermischt. Tausende dieser Gegenstände konnten gleichzeitig in großen Drachenöfen gebrannt werden. Beim Brennen trennte sich die geschmolzene Glasur ab. Oft sah man am Boden der Gefäße ein Zusammenlaufen der Glasur oder eine Verdickung der Ware. Wurden Schüsseln beim Brennen hingelegt, tropfte die Glasur oft auf eine Seite. Dadurch hat jedes Objekt ein anderes Muster. Da sie ziemlich dick waren, hielten sie die Hitze bei. Einmal gewärmt, kühlten sie nur langsam ab. Das machte sie noch wertvoller. Hochgeschätzt und dementsprechend häufig kopiert wurde das Jian-Porzellan vor allem in Japan, wo man sie unter dem Namen Temmoku kennt.

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Blau-grünes Qingbai-Porzellan

Qingbai-Porzellan wurde seit der nördlichen Song-Dynastie in Jingdezhen und zahlreichen anderen südchinesischen Brennstätten bis Anfang des 14. Jahrhunderts hergestellt. Das feine und widerstandsfähige Material war ursprünglich weiß, erhielt durch die Glasur aber den typischen grünlichen Schimmer, der ihm den Namen gegeben hat. Erhalten geblieben sind insbesondere Schalen, teilweise mit eingeritztem oder aufmodelliertem Muster. Viele Schalen wurden für das Brennen umgedreht, so dass der Rand nicht glasiert war. Er wurde danach mit Silber, Kupfer oder Blei verziert.

Ein bemerkenswertes Qingbai-Stück ist die sogenannte „Fonthill-Vase”. Laut einem Reiseführer des Fonthill-Klosters (Irland) soll es sich um das erste jemals nach Europa gelangte Stück chinesischer Porzellankunst handeln. Die vermutlich um 1300 in Jingdezhen gebrannte Vase war Papst Benedikt XII. im Jahre 1338 vom letzten Yuan-Kaiser als Geschenk gesandt worden.

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Jingdezhen

Seit der frühen Han-Dynastie war die Stadt Jingdezhen ein wichtiges Zentrum zur Produktion von Porzellan in Südchina. Im Jahr 1004, unter dem Song-Kaiser Jingde wurde die neu benannte Stadt Jingdezhen als Produktionszentrum für königliches Porzellan ausgerufen. 

Die Qualität zeichnete sich schon im 12. Jahrhundert aus. Deshalb wurde das “blaue und weiße” Porzellan aus Jingdezhen aus der Ming Dynastie (1368-1664) als der Gipfel der Schönheit und exquisiten Gestaltungsarbeit in diesem Porzellantyp angesehen.

Die Periode der Qing-Kaiser hat auf dem Gebiet der Porzellankunst Bedeutsames hervorgebracht. Während man einerseits die Herstellungstechnik der Ming-Dynastie für das Porzellan selbst beibehielt, kam es auch zu einer beträchtlichen Erweiterung der Farbpalette. Es trat eine ganze Reihe von Stilrichtungen: die “famille verte” und die “famille rose”. Auch wurde der Exporthandel nach Europa weiter intensiviert.

Fälschungen und Reproduktionen

Was auch immer das Land oder die Zivilisation ist, haben sich Künstler, Bildhauer, Maler oder Töpfer oft von ihren Vorfahren oder ihren Techniken inspirieren lassen.

Chinesische Töpfer wichen nicht davon ab und wurden sogar oft vom kaiserlichen Hof dazu ermutigt. Diese Praxis erschwerte offensichtlich die Identifizierung eines Stücks und seiner Datierung, wurde jedoch nicht als Fälschung oder Kopie angesehen.

Doch während der langen Geschichte des chinesischen Porzellans wurde viel verfälscht. Auch heute noch.

Es befinden sich noch zahlreiche Fälschungen von Longquan Seladons, Tang Statuetten, "blau und weißes" Porzellan aus der Kangxi-Zeit oder des Östlichen Indischen Handels, in Museen. Sie wurden im späten 19. Jahrhundert hergestellt und täuschten die Experten jener Epoche.

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Echtheitsprüfung

Die Testmethoden für die „Echtheit” chinesischen Porzellans sind umstritten. Am verbreitesten ist der sogenannte Thermoluminesz-Test, mit dem der Zeitpunkt des letzten Brennvorgangs mit relativ großen Toleranzen bestimmt werden kann. Der Test wird mit kleinen Porzellanproben durchgeführt, die dem Teststück durch Anbohrungen oder Anschnitte entnommen werden. Die Methode gilt als sehr risikoreich und führt naturgemäß zu Schädigungen des Teststücks, weshalb sie eher bei weniger wertvollem Porzellan zur Anwendung kommt.

Andere Methoden arbeiten mit einem Vergleich der Siegel des Teststücks mit der von bereits zuverlässig datierten Vergleichsstücken. Nach verbreiteter Auffassung können technisch-physikalische Verfahren sinnvoll allenfalls im Verbund mit traditionellen Datierungsmethoden angewandt werden.

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