Han China. Künste (206 v. Chr. - 220)
Das Erbe
Gegen 220 v. Chr. nahm der erste Kaiser von China den Namen Qin Shi Huangdi an, seine Herrschaft bereitete damit dem Feudalismus ein Ende. Shi Huangdi beendete die « Zeit der kämpfenden Reiche », schaffte Frieden, vereinigte das Königreich und legte die Grundlagen einer zentralisierten Regierung fest. Besonders bekannt wurde er durch die Einrichtung eines Gehältersystems für die Beamten - dessen Prinzip auch heute noch besteht. Zu den wichtigsten Reformen Qin Shi Hhuangdis zählte die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Währungen. Diese erfolgte auch im Bereich der Gewichte sowie der Längen- und Hohlmaße. Ausserdem erfolgte der planmäßige Ausbau der Chinesischen Mauer. Schon im ersten Jahr seiner Regierung gab der König ein Mausoleum in Auftrag, das durch die spätere Entdeckung der seinem Mausoleum vorgelagerten Terrakottaarmee berühmt wurde.
Geschichte
Es war die erste Dynastie, die konfuzianische Leute zusammen hielt und der Macht ideologische Legitimität verlieh.
Die Wirtschaftsgeschichte der Han-Dynastie ist gekennzeichnet durch die Zentralisierung des chinesischen Staates, die Erweiterung des Reiches, die Verbesserung der Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel den Bau der Großen Mauer, der Errichtung von Wachtürmen und der Vergrösserung bewaffneter Truppenteile. Des weiteren öffnete die Han-Dynastie die Seidenstrasse, die den Handel mit Indien und dem römischen Reich mit sich zog. Durch die Reisenden und indischen Händler kam der Buddhismus ins Land.
Han Wudi (156 – 87 v. Chr.) war der siebte Kaiser der Dynastie und wird mit den Kaisern Taizong (Tang Dynastie) und Kangxi (Qin Dynastie) als einer der bedeutendsten Herrscher Chinas betrachtet.
Die Philosophie von Konfuzius
Konfuzius wurde 551 v. Chr. geboren.
Das zentrale Thema seiner Lehren war die menschliche Ordnung. Aus seinen Lehren entstand der Konfuzianismus, eine politische und soziale Doktrin, die unter der Han-Dynastie als Staatsreligion errichtet wurde.
- Wenn die perfekte Ordnung herrscht, ist das Universum wie ein Zuhause, das von allen geteilt wird.
- Der tugendhafte und würdevolle Mann wird in ein öffentliches Amt gewählt, und der fähige Mann hat einen lukrativen Job in der Gesellschaft.
- Frieden und Vertrauen unter den Menschen sind die Regeln des Lebens.
- Jeder liebt und respektiert seine eigenen Eltern und Kinder sowie die Eltern und Kinder anderer.
- Jeder Mann und jede Frau hat eine Rolle in Familie und Gesellschaft.
Künste
In der Han-Dynastie entwickelte sich die Papierherstellungstechnik weiter und somit erhielt Kalligraphie einen offiziellen künstlerischen Status. Kalligraphie gilt in China als Kunst.
Trotzdem wurden unsere Kenntnisse über die Han-Kultur nicht durch die sehr wenigen gefundenen schriftlichen Dokument überliefert, sondern durch die im Lauf der Jahrhunderte freigelegten Gräbern entdeckt.
Von den Städten oder Palästen gibt es keine Spuren mehr.
Für die Chinesen war die Ewigkeit der Seele vom Erhalten des Leichnams abhängig. Aus diesem Grunde war das Bestattungsmaterial dauerhafter als die Anlage der Paläste selbst.
Nach den Grabbeigaben zu urteilen, gab es damals einen grossen Unterschied im sozialen Status der Menschen. Heute weiss man genau Bescheid über das raffinierte Universum der reichen Häuser und über den Lebensstil der Elite.
Kalligraphie
Zeitweise war chinesische Kalligraphie Teil der Beamtenprüfung in China. Wer es also im Staatsdienst zu etwas bringen wollte, musste unter anderem ein schönes Schriftbild haben.
Die Kalligrafie wurde als wichtiger Teil der Ausbildung angesehen und sollte auch Rückschlüsse auf die Persönlichkeit ermöglichen. Das hohe Prestige der Kalligrafie zeigte sich unter anderem auch darin, dass sogar chinesische Kaiser bemüht waren, sich in Kalligrafie auszuzeichnen. Die Schrift hatte also einen hohen Stellenwert erster Ordnung im gesellschaftlichen, intellektuellen und künstlerischen Leben.
In den Hofkreisen des alten China galten Malerei und Kalligraphie als die am höchsten geschätzten Künste. Ausgeübt wurden sie vor allem von Amateuren, Adeligen und Gelehrten-Beamten, die als Einzige über die für eine Vervollkommnung ihrer Pinseltechnik erforderliche Muße verfügten. Kalligraphie galt als reinste und höchste Ausdrucksform der Kunst. Die vier Schätze des Gelehrtenzimmers waren Schreibpinsel, Stangentusche, Reibstein und Papier.
Bestattungskunst
In der Han-Zeit wurde das Grab zu einer „Wohnstätte“, deren Dekor und Beigaben den sozialen Status der Verstorbenen widerspiegelte. Die Grabmale aus den Anfängen der Dynastie zeichneten sich durch den extravagantesten Luxus aus. Doch dieses wurde von den konfuzianischen Gelehrten sehr kritisiert, die die Regierung zwangen, Bestattungsmassnahmen zu regulieren, um solche Exzesse zu vermeiden.
Mit der Han-Zeit ging man ferner dazu über, lebendige und tote Grabbeigaben “in effigie” beizusetzen, also durch keramische Miniaturen zu ersetzen. Denn das Streben nach konfuzianischen Prinzipien und dem daraus folgenden Respekt vor dem Leben führte dazu, dass Menschenopfer endgültig verbannt wurden. Auch Jade-, Edelmetall- und Bronzestücke wurden oft durch Holz- oder Terrakottafiguren ersetzt, die sogenannten Mingqi.
Im alten China und bis zum Beginn der streitenden Königreiche blieb jedes Familienoberhaupt auch nach seinem Tode unumschränkter Besitzer seiner Frauen und Diener, sowie seines sonstigen lebenden und toten Eigentums. So wurden dem Toten ursprünglich Frauen, Diener, Wächter, Kriegsgefangene, Pferde und Hunde, die “die Ehre hatten”, den Verstorbenen ins Jenseits zu begleiten, lebendig ins Grab mitgegeben. Seine Besitzungen wurden von den überlebenden verlassen. Die Opfergruben konnten bis zu 1200 Leichen enthalten.
Begrabungsarchitektur
Die Nekropolen der Elite bestanden aus komplexen Gräbern die mit vielen wichtigen Grabbeilagen den Verstorbenen ins Jenseits begleiten sollten.
- Unter der frühen Han-Dynastie : Auch die Han-Kaiser liessen sich in Hügelgräbern, die mit Geröll und Bodenerde aufgeschichtet waren, beisetzen. Die Hügelgräber waren von einer riesigen viereckigen Mauer aus gestauter Erde umgeben, die mit Säulentüren durchbrochen war. Der Tempel für Bestattungsriten befand sich in der Nähe, sowie viele mit Gegenständen gefüllte Brunnen. Stelen, Bäume oder Riesenskulpturen von Menschen, Tieren und mythologischen Wesen flankierten den “Seelenweg”, der zu den Zugängen der Gräber führte.
- Unter der späteren Han-Dynastie : Die von außen hermetisch abgeschlossene Vertikalbrunnen entwickelten sich zu horizontalen Gräbern, die durch eine Rampe zugänglich waren und zu unterirdischen Kammern führten. Meistens waren diese Kammern axial angeordnet und durch Steintüren voneinander getrennt. Es wurden allerdings wesentlich kleinere Grabanlagen errichtet, deren Luxus nicht so prächtig war wie die der vorherigen unter der frühen Han-Dynastie. Neu waren Massengräber für mehrere Mitglieder einer gleichen Familie.
Begräbnisgegenstände
Die heute noch erhaltenen Kunstwerke aus der Han-Zeit wurden größtenteils in den Gräbern entdeckt. Seit der Zeit der streitenden Königreiche wurden die vorgefundenen Grabbeigaben unterschieden. Einerseits gab es Gegenstände, die den Toten während seines Lebens begleiteten (shengy), und anderereseits, Grabbeigaben, die speziell für Bestattungen hergestellt wurden (mingqi). Ihre Anwesenheit war mit dem Glauben an eine zu unserer Welt parallel bestehenden, jenseitigen Welt verbunden, von der aus die Ahnen, wenn sie geehrt wurden, zugunsten ihrer Nachkommen intervenieren konnten.
Alle diese Gegenstände hatten eine schützende Funktion, aber auch eine kosmologische Symbolik.
Modelle
Durch die Modelle konnte die Lebensweise der damaligen Elite erforscht werden und wertvolle Informationen über deren Villen, Türme, landwirtschaftlichen Einrichtungen oder ländlichen Anwesen gesammelt werden.
Unter der späteren Han-Dynastie wurden die Modelle meistens aus glasierter Keramik mit grau-grüner oder schwarzer Bleiglasur hergestellt.
Tonfiguren. Mingqi
Mingqi sind chinesische Grabbeigaben, die speziell für Begräbniszwecke angefertigt wurden. Sie stellen Diener, Musiker, Akrobaten, Tänzer und Kurtisanen, aber auch Tiere, dar.
Die höchsten Würdenträger und besonders Souveräne wurden von lebensechten Miniaturarmeen begleitet, die aus Hunderten oder sogar Tausenden von Tonfiguren bestanden. Eines der beeindruckendsten Beispiele ist zweifelsohne die Terrakotta-Armee menschlichen Ausmaßes des ersten Kaisers Qin Shi Huangdi aus der Qin-Dynastie.
Bei der Ausgrabung des Mausoleums von Kaiser Jing in Yangling unter der Han-Dynastie fand man eine Soldatenarmee, die in kleinerer Nachbildung, an diejenige erinnert, die im Grab des ersten Kaisers entdeckt wurde.
Jadeobjekte
Meistens waren diese Jadeobjekte Machtgegenstände, die den Rang und den Status kennzeichneten. Auch wurden Würdenträger zu dieser Zeit mit den Emblemen ihrer Funktion, wie Abzeichen, Siegel, Schwerte begraben.
So wurden einige Mitglieder der kaiserlichen Familie in Totengewändern aus mit Goldfäden vernähten Jadeplättchen, die sogenannten Jadepanzern, begraben.
Das Jade als unzerstörbar galt, außerordentlich kostbar war, und für ihre reinigenden und die Lebenskraft bewahrenden Tugenden gelobt wurde, war sie nur höchsten Würdenträgern vorbehalten.
Die Jadekunst dieser Zeit prägten fein ausgearbeitete große Ritualgefäße und Ritualgegenstände mit bis jetzt unklarer Bedeutung, die auch weiterhin sehr geschätzt wurden: wie etwa Bi-Scheiben, Cong-Röhren, zoomorphe Skulpturen. Die Gegenstände wurden mit symbolischen und magischen Tieren verziert, wie Drachen- und Phönix-Motive, von denen man vermutet, dass sie eine Verbindung zwischen Erde und Himmel herstellten. Der Tiger ist ein Symbol des Schutzes, während die Zikaden, die in den Mund der Verstorbenen gelegt wurden, die Leichname vor dem Verfall bewahren sollten.
Pferdedarstellungen
Das Pferd war nicht nur ein unentbehrlicher Helfer für militärische Kampagnen, es wurde auch mit Mythen und Darstellungen des Lebens im Jenseits verbunden.
Lange dominierte in der chinesischen Bestattungsikonographie ein mythisches Bestiarium aus Chimären, Tigern, Drachen oder Phönixen. In der Han-Zeit entwickelte sie sich teilweise zu realistischeren Themen: es erschienen pferdeartige Darstellungen, weil der Besitz von Pferden ein bedeutendes soziales Symbol darstellte.
Das Pferd wurde von den westlichen Han als ein edles, schnelles aber auch robustes und kräftiges Tier abgebildet. Dahingegen finden sich unter der östlichen Han-Dynastie schneidige und ergreifende Darstellungen im Galopp.
Das außergewöhnliche "fliegende Pferd", eine Bronzeskulptur - die oft leitende Beamte als Grabbeigabe begleitete - wurde zur Metapher, der Naturalismus blieb nach wie vor zweitrangig.
Die Gestalt des Pferdes, seine langen Beine und sein kräftiger Körper haben zu allen Zeiten die Künstler inspiriert. Die oftmals idealisierten und stilisierten Pferde werden mit aufrechten Ohren, hochgeworfenem Schweif, großen Augen, und einem weit geöffneten Maul dargestellt.
Alltagsgegenstände
Die Weihrauchbrenner, aus Jade, Bronze, manchmal mit Gold verziert, erinnern mit ihren dekorativen Arabesken an unsterbliche Berge, Drachen oder unpassierbare Wellen.
Die Archäologen fragen sich, warum sie Spiegel in den Gräbern aus dem zweiten Jahrhundert vorgefunden haben. Sollten die Spiegel etwa die Harmonie zwischen Mensch und Kosmos sicherstellen ?
Einige seltene bestickte oder bemalte Seidenstücke - Kleider, Beerdigungsbanner, Karten - geben uns einen Einblick in die Veredelung dieser Faser, die bereits ein Exportprodukt war.
Die Motive der Gräber und Ahnentempel
Bisher beschränkten sich die Verzierungen, die aus Malereien oder Flachreliefs bestanden, auf den Sarg und den ihn bedeckenden Banner. Ab dem ersten Jahrhundert v. Chr. schmückten Malereien und Verzierungen auch die Wände der Gräber.
Die Malereien und Verzierungen gaben auch wieder, wie die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits geleitet werden sollten und wurden durch mythische Tiere, Gottheiten und Schutzsymbole dargestellt.
Auch wurde das konfuzianische Ideal, an das sich die Familie des Verstorbenen anknüpfte, in gewissen Alltagsszenen illustriert: Bankette, Zeremonien, Jagd, Angeln, Landwirtschaft oder andere historische Geschehnisse.